Nicht aufgeben, nicht entmutigen lassen und vor allem an den Erfolg glauben, scheint die Devise des Michael Ruh aus der Schweiz zu sein. Innerhalb von nur acht Monaten muss sein Renault Clio - nach dem Totalschaden vom Hockenheimring - zum zweiten Mal neu aufgebaut werden.

"Wenn wir nicht so viele Freunde und Gönner hätten, dann wäre mit unserem schmalen Budget bereits jetzt die Saison beendet", grübelt Michael Ruh wenige Tage nach seinem Unfall beim dritten Meisterschaftswochenende auf dem Hockenheimring. "Es ist sicherlich das schönste Erlebnis im Rennsport, wenn du mal wieder siehst, wie viele Freunde hinter dir stehen und dir helfen, aus einem Schrotthaufen wieder ein fahrfähiges Rennauto zu machen."

Hockenheim, Sonntag, es ist Rennhalbzeit des 25-Minuten-Rennens zum Renault Clio Cup. Aus der sinnigerweise dreizehnten Runde kommt der Schweizer Lehrer nicht mehr zurück. Als die Streckensicherungskameras auf die schnelle Linkskurve der Querspange zoomen, klebt der grüne Clio in den Reifenstapeln. "Ein Konkurrent hat mich in dieser Vollgaskurve nach außen gedrückt", bilanziert er. Keine Chance habe er gehabt, auf der relativ welligen Wiese sei das Auto nicht mehr zu halten gewesen und dann kam zu allem Übel auch der Leitplankenvorsprung einer sogenannten Rettungstasche hinzu. "Von dort fahren die Wagen der DMSB-Rettungsstaffel auf die Strecke und deshalb steht die Leitplanke mit den Reifenstapeln ein wenig vor und genau dort bin ich eingeschlagen", ergänzt der RS-Line-Pilot.

Heckpartie und Seite der Clio-Karosse waren so zerstört, dass eine Reparatur wenig sinnvoll erschien. "Meine Mechaniker haben mir aus Kostengründen den Neuaufbau auf Rohkarosse empfohlen; aber auch dafür hätten wir das Budget nicht gehabt, unsere Saison wäre definitiv zu Ende gewesen", so Michael Ruh. So kam das Präsent einer Rohkarosse für den Mann aus Schaffhausen wie gerufen. "Sie wurde mir einfach so geschenkt, ohne viel Aufhebens, ohne Nachfragen und vor allem ohne das die Person genannt werden möchte. Das einzige was mir bleibt ist DANKE zu sagen."

Also glühen mal wieder – wie zuletzt erst im September 2004 – beim RS-Line-Team von Rainer Stiefel die Schraubenschlüssel. "Rainer und seiner Mannschaft ist es zu verdanken, dass ich am Sachsenring wieder am Start stehen kann", freut sich Michael Ruh. "Der Überrollkäfig ist schon in die Rohkarosse eingebaut und das Auto steht derzeit in der Schweiz bei unserem Lackierer, der uns in solchen Notfälle immer hilfreich unter die Arme greift."

Grün soll der Clio wieder werden, so wie er war; so wie die Farbe der Hoffnung ist, die Hoffnung auf eine weitere Saison - bitte endlich mal ohne Probleme! "Das Design des Autos hat mir gut gefallen, es kam gut an und außerdem hat es rein praktische Gründe. Einige Karosserieteile sind nämlich heile geblieben und so brauchen wir die nicht auch noch lackieren", findet Michael Ruh noch etwas halbwegs versöhnlich in dem ganzen Trouble, um gleich anschließend noch das Starterfeld des Renault Clio Cup zu loben. "Obwohl es mich in Hockenheim erwischt hat, möchte ich sagen, dass die Stimmung und der Zusammenhalt unter den Fahrern gegenüber dem letzten Jahr nochmals besser geworden sind. Mit fast allen Fahrern – vor allem die, die schon länger dabei sind - wird nach wie vor hart, aber fair und vor allem mit sehr viel Respekt vor dem Gegner gefahren. Auch bei einigen Neuzugängen merkst du diesen guten Geist des Cups. Nimm als Beispiel den Rookie André Glaser. Da spürt man genau, dass der zu einem Team mit erfahrenen Fahrern gehört und diese Vorsätze trotz oder gerade wegen seiner spektakulären Fahrweise bereits verinnerlicht hat", lobt Ruh.

Bleibt für den Sachsenring die Hoffnung des Michael Ruh auf eine erfolgreiche Rückkehr in den Cup und vor allem auf erfolgreichem Sport. "Mir ist völlig klar, dass dort der Rennfahrer Michael Ruh gefordert ist", grübelt er. "Danke an alle Helfer zu sagen, heißt auf der anspruchsvollen Strecke des Sachsenrings erfolgreich zu sein, heißt den elften Tabellenplatz vergessen zu machen – ich will auf’s Podium!" - bbe